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Sem Simkin

 


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Hermann Sudermann - Erinnerung an einen ostpreußischen Dichter - Für weitere Infos hier klicken!

Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Brücke des gegenseitigen Verstehens gebaut
Ostpreußischer Kulturpreis für Literatur
Laudatio von Hildegard Rauschenbach für Sem Simkin

Das Schicksal schenkte mir eine Stadt“, sagt Sem Simkin in einem seiner Gedichte, und eine weitere Zeile lautet „Heimat in der Heimat – Kaliningrad“. Wenn diese Stadt nun, die wir Ostpreußen als Königsberg in unserer Erinnerung verankert haben, den heutigen Bewohnern ein Heimatgefühl gibt, könnte das schon ein Bindeglied des gegenseitigen Verstehens sein.

Wer ist nun dieser Sem Simkin, dessen Name allein schon melodisch klingt, gleichsam einem Dur-Akkord. Seine Wurzeln gründen im Süd-Ural-Gebiet. Am 9. Dezember 1937 ist er in Orenburg geboren. Seine Mutter ist Lehrerin, der Vater Arzt, als solcher auch im Kriegseinsatz. Wohlbehütet wächst der Bub heran, in einem Elternhaus, in dem viel gelesen wird. Und so ist ihm sehr früh schon die Literatur vertraut. Sem ist auch ein guter Schüler, wird beim Schulabschluß mit der Goldmedaille geehrt. Am liebsten liest der Heranwachsende Abenteuer-Romane. Sie beflügeln seine Phantasie, lassen ihn träumen von fernen Ländern und weiten Meeren, ein unbändiges Fernweh packt ihn, schaut er dem dahineilenden Wasser des Flusses Ural nach.

Im August 1960 schließlich öffnet sich für den 23jährigen das „Tor zur Welt“, als ihn sein Weg an den Pregel führt. Hier hat die Hochseefischerei ihre Fangflotten, und es gibt eine Hochschule der Fischindustrie, die er bis 1964 besucht. Während dieser Zeit findet Simkin Zugang und auch Freunde bei der „Literarischen Vereinigung junger Autoren“, seine ersten Gedichte entstehen, vorwiegend mit Themen um seine neue Wahlheimat befaßt, zunächst noch – wie er selbst sagt – buchgelehrt anmutende Verse. Das ändert sich, als er Seemann wird und die drei Weltmeere bereist. Das Meer wird für ihn zum Symbol der Freiheit, alles was ihn an Land beengte, löst sich hier und zeigt sich auch in seinen Gedichten. Dem Meer lauscht er Melodie und Rhythmus ab, läßt sie in seine Verse einfließen, die im Inhalt stark vom Gefühl geprägt sind.

Sem Simkin hat sein lang gehegtes Traumziel, den Beruf des Seemanns mit seiner Gabe des Dichtens zu verbinden, erreicht. Sein erster Gedichtband, zuvor vom Verlag akribisch nach aufrührerischen Gedanken durchleuchtet, wird 1966 verlegt. Das Buch wird von den Lesern gut aufgenommen, in der Folge finden die Verse des jungen Dichters in Zeitschriften und Zeitungen ihren Platz und lassen namhafte russische Literaten aufhorchen. Nach Erscheinen von weiteren drei Büchern wird Simkin 1982 in den Schriftstellerverband der UdSSR aufgenommen, was nicht jedem russischen Literaten damals zuteil ward. 1988 ist Simkin so populär, daß er die höchste Auszeichnung des Oblast Kaliningrad erhält, den Preis „Anerkennung“, der für angewandte Kunst verliehen wird, denn Simkin ist auch Lehrer für Dichtkunst und Sprache an einem Schulstudio.

Viele Verse hat der Dichter der Kurischen Nehrung gewidmet, sie atmen die Poesie der Dünen, des Strandes und der am Meer gelegenen Gärten, so ist noch heute sein liebster Ferienaufenthalt das frühere Seebad Cranz. Und seine Reportagen in Versen über das heutige Königsberg wurden in die Anthologie der Werke heutiger und früherer ostpreußischer Autoren aufgenommen und ins Deutsche, Polnische und Litauische übertragen.

Noch viel wäre über Simkins Verdienste zu sagen, allein das reicht wohl schon, um – auf ostpreußisch – zu sagen: „Der is nich erst wer, dieser Sem Simkin! Er selbst sieht sich als Dichter, Fischer und Gärtner. Einen Beruf hat er vergessen zu nennen: Er ist auch Brückenbauer!

Simkin ist aber auch ein Suchender. Die Menschen, die zuvor in Königsberg gelebt hatten, sie mußten doch Spuren hinterlassen haben. Geistige Spuren. Sem Simkin suchte, und er fand sie, Literatur in einer erstaunlichen Fülle. Wo, wann, wie, mag sein Geheimnis bleiben. Er läßt die Verse ins Russische übersetzen und ist beim Lesen so gefesselt davon, daß er beschließt, die ostpreußische Poesie auch seinen Landsleuten zu vermitteln. Er macht sich an die Arbeit, die – wie er sagt – ihm alle Kraft abverlangt, bringt die Worte unserer Dichter in russischer Sprache zum Klingen, der Sinn bleibt erhalten; Melodie und Rhythmus stimmen überein.

Als nach Öffnung des Eisernen Vorhanges die ersten Ostpreußen ihre Heimat besuchen, ist das erste Buch im Entstehen. Es erscheint in Deutsch und Russisch 1993 im Buchhandel, und heißt nach einem Lied von Heinrich Albert, das ein Loblied auf die Heimat ist, „Du mein einziges Licht“. Diese Auswahl ostpreußischer Poesie aus vier Jahrhunderten findet großen Anklang bei den russischen Lesern und muß 1996 nochmals aufgelegt werden.

So könnte man dieses Buch als erstes Bauglied von Simkins Brücke bezeichnen. Eine Brücke die, wie er selbst sagt, einen Bogen in die Vergangenheit spannt und uns – Russen wie Deutschen – die Unzertrennbarkeit des Kulturraumes beider Völker vor Augen führt.

Dann beschließt Simkin, in Zusammenarbeit mit dem Verlag „Bernsteinsage“ eine Buchreihe „Poesie aus Ostpreußen“ herauszugeben, die in Deutsch und Russisch eine breite Palette ostpreu-ßischer Dichtungen von verschiedenen Autoren vom 17. Jahrhundert bis heute abdeckt. Wem anders kann Simkin den ersten Band der Buchreihe widmen als Agnes Miegel, die im reifen Alter „Mutter Ostpreußen“ genannt wurde und die in einer Vielzahl ihrer Gedichte ihre innige Verbundenheit mit Königsberg und ihrer Heimat aufzeigt. Wie wunderbar, daß das Buch „Heimkehr“ heißt. Noch im gleichen Jahr erscheint der zweite Band von Agnes Miegel, es heißt „Mein Bern-steinland“ und läßt uns, in Gedichtform, die Landschaft der Kurischen Nehrung mit ihren einzigartigen Dünen, die Wälder, das Haff und die Ostsee miterleben. Den dritten Band der ostpreußischen Poesie widmet Simkin dem Dichter und Humanisten Ernst Wiechert mit dem Titel „Noch tönt mein Lied“. Bereits 1995 hatte Simkin bewirkt, daß zum 90. Jubiläum des Hufen-Gymnasiums, wo Wiechert bis 1929 als Studienrat tätig war, ein Wiechert-Gedenkstein gesetzt wurde. 2001 wird Simkin von der Ernst-Wiechert-Gesellschaft in Potsdam der Ernst-Wiechert-Preis überreicht.

Noch im gleichen Jahr erscheinen zwei weitere Bände des fleißigen Nachdichters. „Feuerstein“ mit 541 Seiten und „Humor“ und „Liedern“ und „Gedächtnis der Erde“, in dem Simkin ostpreußische Dichter von Simon Dach über Frieda Jung, Johannes Bobrowski bis hin zu heutigen Dichtern zu Wort kommen läßt. Dazu sagt Simkin in seinem Vorwort: „Poesievoll lebt in deren Gedichten die Schönheit der Natur des Bernsteinlandes, die Einzigartigkeit seiner Sitten und des Brauchtums und die Gefühlswelt und Lebensklugheit der Vorfahren, deren Land wir heute bewohnen.“ Im sechsten Band erzählt Franz Hirsch in Versen von der Entstehung des Liedes „Ännchen von Tharau“, und im siebten Band kann man „Eine fröhliche Wanderung durch Königsberg und seinem Zoo“ mit dem Dichter und Maler Daniel Staschus unternehmen.

Beim Empfang des Ernst-Wiechert-Preises hatte Simkin gesagt, daß er seine sieben Bücher symbolhaft für die sieben Pregel-Brücken sehe, das achte Buch solle zur Brücke der Freundschaft werden. Nun ist vor einem halben Jahr der achte Band erschienen und Simkin gab ihm den Titel „Ostpreußisches Marjellchen“. Und – ich muß es wohl sagen – die darin enthaltenen Verse und Lieder habe ich geschrieben. Alle örtlichen Zeitungen brachten positive Kritiken, lobten Simkins einfühlsame Nachdichtungen, und – man staune – die nie versiegende Sehnsucht des Marjellchens nach der Heimat wird hier für ganz natürlich angesehen.

Was muß dieser Simkin doch für ein Energiebündel und Arbeitstier sein, in dieser relativ kurzen Zeit ein derart bedeutsames und umfangreiches literarisches Bauwerk zu präsentieren! Solches kann man wohl nur, wenn dem Schaffenden ein harmonisches Familienleben den ruhenden Pol gibt. Und den hat Simkin in seiner Frau, seinen beiden Söhnen und der Tochter.

Außerhalb der Buchreihe „Poesie aus Ostpreußen“ hat Simkin noch ein kleines Büchlein mit Versen von Königsberger Dichtern herausgegeben, das heißt: „… daß Du, Königsberg nicht sterblich bist“. Es ist die letzte Zeile von Agnes Miegels Gedicht „Abschied von Königsberg“. Es endet mit Worten, die Hoffnung geben: „Wenn unsre Augen Dich nie wiedersehen, wenn wir vergehn mit unserm Blut, mit Hab und Gut, daß noch in Dir, oh Mutter, Leben ist, und daß Du, Königsberg, nicht sterblich bist.“

Was wohl könnte die Vielfalt ostpreußischen Lebens besser widerspiegeln als die Dichtkunst unserer Poeten aus mehreren Epochen. – Durch sie hat Sem Simkin eine tragfeste Brücke des gegenseitigen Verstehens gebaut, viele Menschen werden sie zur Begegnung nutzen, sich die Hand reichen, vielleicht auch, so gut es geht, ein Gespräch führen. Und wenn dieses mit dem Satz endet „… nie wieder Krieg zwischen unseren Völkern“, dann ist das ein Meilenstein zum Erhalt des Friedens. Auf dieser Basis, gepaart mit einem bewundernswerten Einsatz für die ostpreußische Poesie, ist Sem Simkin ein würdiger Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen, den er nun erhalten wird.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 23/05 vom 11.06.2005


Dankesworte von Sem Simkin:
»Fortan sei ihr mein Lied geweiht, der schönsten Blume Menschlichkeit« (Johann Gottfried Herder)

Der Kulturpreisträger Sem Simkin besuchte zum ersten Mal Berlin und war überwältigt. So schön hatte er sich die Stadt nicht vorgestellt. Überwältigt war er auch von der Kulturpreisverleihung, da er mit so vielen Zuhörern nicht gerechnet hatte. Auch nicht mit dem großen Interesse an seinen Büchern. Die wenigen Exemplare wechselten innerhalb der ersten Signierstunde ihren Besitzer. Es dürfte Sem gelungen sein, eine Brücke der Freundschaft zu schlagen. In seiner Dankesrede drückte Simkin seine Empfindungen aus:

„Ich bin der Landsmannschaft Ostpreußen sehr dankbar dafür, daß sie mir mit ihrem Kulturpreis eine solch hohe Auszeichnung verleiht. Um so mehr, da es für mich eine große Überraschung war. Persönlich danke ich Frau Rauschenbach für die freundlichen Worte über mich und meine Arbeit.

Um eine Zukunft zu haben, muß man die Vergangenheit kennen und lieben. In letzter Zeit ist in Kaliningrad ein sehr großes Interesse an der Geschichte dieses Landes erwacht. Neben unseren russischen – weltlichen wie religiösen Feier- und Gedenktagen – feiern wir auch die deutschen Gedenktage (sieben an der Zahl) wie

  • * 100 Jahre Königsberger Zoo, der in ganz Europa bekannt ist

  • * 450 Jahre Königsberger Universität Albertina
      (die im Jahre 1544 gegründet wurde)

  • * 100 Jahre seit Inbetriebnahme der ersten Straßenbahn in Königsberg

  • * 100 Jahre Luisenkirche (erbaut im Jahre 1901, heute Puppentheater)

  • * 280. Geburtstag Immanuel Kants (im April 2004)

  • * 750 Jahre Cranz (meine Lieblingsstadt,
      heute Zelenogradsk, gegründet im Jahre 1252)

  • * und nicht zuletzt 750 Jahre Königsberg,
      das in diesem Jahr ein großes gemeinsames Fest werden soll.

Ich habe Bücher aus der Serie ,Poesie aus Ostpreußen‘ mitgebracht, die von mir zusammengestellt, übertragen, und erstmals zweisprachig – auf Russisch und Deutsch – herausgegeben wurden, die in schöner Aufmachung beim Verlag ,Bernsteinsage‘ in Königsberg erschienen sind.

In dieser Serie erschienen bisher sieben Bände. Sieben – eine Glückszahl. Im bekannten Rätsel des Mathematikers Euler müssen die sieben Brücken Königsbergs so begangen werden, daß man jede nur einmal überquert.

Vor kurzem erschien der achte Band der Reihe unter dem Titel ,Ostpreußisches Marjellchen‘ mit Gedichten und Liedern von Hildegard Rauschenbach.

Ich habe das Gefühl, daß wir hier und heute die achte Brücke Königsbergs bauen – eine Brücke des Geistes und der Versöhnung, eine Brücke des gegenseitigen Verstehens mittels menschlicher Kommunikation, mittels der Kultur – insbesondere der Poesie.

Ich möchte mit den Versen ,Die schönste Blume‘ des ostpreußischen Aufklärers Johann Gottfried Herder schließen, der an der Albertina die Vorlesungen des berühmten Immanuel Kant hörte und ein Zeitgenosse Goethes und Schillers war

Die Blume, die der Erd‘ erblüht,
war meiner ersten Jugend Lied;
Bis ich die edlere erkannt,
die uns der Himmel zugewandt.
Fortan sei ihr mein Lied geweiht,
der schönsten Blume:
Menschlichkeit.“ MRK

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung  Ausgabe 23/05 vom 11.06.2005


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