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Der Prußenkrieg

 


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Hermann Sudermann


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70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Der Prußenkrieg des Deutschen Ordens von 1230 bis 1283

von Dr. K. Abromeit

Das bedeutsamste geschichtliche Ereignis für unsere Heimat war der frühe Kampf des Deutschen Ordens gegen die „heidnischen Prußen", die dem Ordensstaat ihren Namen gaben. Volle 53 Jahre dauerte dieser blutige, religiöse Eroberungskrieg, bis auch der letzte Prußenstannn der Schalauer an der Memel besiegt war. Dieser Kreuzzug wurde, nachdem der Orden seine christliche Aufgabe in Palästina verloren hatte, sowohl vom römischen Papst als auch vom Deutschen Kaiser abgesegnet. Der Papst verhieß in seiner Bulle die gnadenreiche Vergebung der Sünden und als Lohn die Freuden der Unsterblichkeit für alle Kämpfer gegen die Heiden.

Dazu kam, daß die Polen durch den Herzog von Masowien den Deutschen Orden zur Hilfeleistung gegen die kriegerischen Prußen nach Osten in das Land riefen. Daher kamen 1230 die ersten Ritter unter der Führung von Hermann Balk an die Weichsel. (Auf einen Ordensritter kamen noch 10 Männer als Knappen und Kriegsknechte oder Söldner.) Sie gingen über die Weichsel in das Kulmerland. Hier wurden die einheimischen Prußen, anfangs noch mit Waffenhilfe der Polen, unter ihrem Herzog Konrad bekämpft und besiegt.

Zum ersten 'frühen Prußenbischof wurde Christian (vom Kloster Oliva) vom Papst eingesetzt; mit Einverständnis des polnischen Landesherrn Konrad von Masowien. Bischof Konrad nahm seinen Sitz im Kulmerland und begann schon früh 1215 mit der Missionsarbeit. Er kämpfte religiös für die Idee, daß man die Prußen durch friedliche Missionsarbeit statt blutigen Kampf in die „Freiheit Gottes" führen müsse und nicht mit Gewalt. Und Christian hatte mit seiner friedvollen Missionsarbeit erste Erfolge bei den heidnischen Prußen.

Als 1230 die Kämpfe des Ordens im benachbarten Gau Pomesanien begannen, kam Bischof Christian in prußische Gefangenschaft. Er wurde sechs Jahre von den Prußen unversehrt gefangen gehalten. Er lernte prußisch und ihre Lebensart näher kennen. Nach seiner Freilassung schrieb er eine Chronik über sein Leben bei den Prußen. Leider ist diese wichtige Prußenchronik bald danach verschollen: vermutlich weil sie zu prußenfreundlich geschrieben war. Das paßte nicht in die Zeit der blutigen Kreuzzüge. Man vermutet diese Prußenchronik noch in den geheimen Archiven des Vatikans.

Als der Orden weiter kämpfend in den nächsten Prußengau Pomesanien ging, kam es hier zur ersten größeren Entscheidungsschlacht am Fluß Sirgune (Sorge). Mehr als fünftausend prußische Pomesanier lagen erschlagen auf dem Schlachtfeld. Aber auch viertausend Christen hatte der Sieg das Leben gekostet, berichtet der Ordenschronist Peter von Dusburg. Sie kämpften in ihrem Glauben an das Göttliche. Das galt sowohl für die Ordenskrieger als auch für die Prußen. Dabei nahm das Ordensheer das wichtige Marienwerder an der Weichsel ein und befestigte die dortige Prußenburg. Sie wurde zur Hauptstütze und Ausgangspunkt für weitere Eroberungen im Gau Pomesanien. Zudem schützte sie die Kriegsfahrten auf den wichtigen Wasserstraßen von Weichsel und Nogat bis zum Frischen Haff. Überall, wohin der Orden mit seiner Herrschaft vordrang, wurden sofort auch Kirchen erbaut: zwangsweise mit Hilfe von Prußen. Die Gottesdienste hatte der Papst befohlen.

In dem vom Orden eroberten Weichselgebiet mit Kulmerland und Pomesanien wurde 1236 die Bevölkerung durch eine eingeschleppte Pest vermindert. Dafür zogen Fremdlinge, wie Polen und Pommern, in das menschenleere Gebiet und fügten sich willig der Ordensherrschaft.

Der Hauptnachteil für die prußische Kriegsführung war, daß ihre Gaue oder elf Landschaften sich zur Verteidigung allen Angriffen der Ordensmacht nur einzeln erwehrten, ohne die Mithilfe benachbarter prußischer Stämme. Jeder Prußenstamm kämpfte allein für eigenen Herd und Heimat. Auch im Vergleich zur Bewaffnung der Ordensritter war die Ausrüstung der Prußen am Anfang des Krieges noch einfacher und primitiver. Sie kämpften in der Hauptsache mit kurzen und leichten Waffen: Keulen, Kurzschwertern und Speeren aus Holz. Nur die Schicht der Edlen besaß auch Helme, Langschwerter und Rüstungen von Importen aus Skandinavien und der Rus. Doch machten die Prußen schnell Fortschritte in ihrem Überlebenskampf. Sie schützten sich bald durch Leder oder Brustpanzern mit Helmen und rechteckigen Schilden.

Im Jahre 1236 kam Markgraf Heinrich von Meißen mit einem starken Kreuzfahrerheer dem Orden in Pogesanien zu Hilfe und eroberte in schweren Kämpfen das Land am Frischen Haff bis zum Drausensee. Dabei entstanden 1237 die neuen starken Ordensburgen in Elbing und Christburg. Zudem wurde als strategischer Ausgangspunkt für weitere Kriegszüge die starke Prußenburg Honeda am mittleren Ufer des Frischen Haffes im Gau Warmien (Ermland) erobert. Sie wurde schwer umkämpft, erst im Sturm genommen. Hierbei wurde der edle Pruße Kodune als Burgkommandant von seinen eigenen Leuten als Verräter erschlagen.

Auf der Prußenburg Honeda erbaute der Orden am Haffufer seine neue Burg Balga. Sie wurde nach den Chronisten zum Ausgangspunkt für weitere Kriegszüge mit „Brand und Mord" in die Landschaften Warmien (Ermland), Natangen und Barten nordöstlich des Frischen Haffes. Der heftige Widerstand der Prußen zersplitterte sich in den drei Gauen in tapferen Einzelaktionen in den Prußendörfern. Der Orden errichtete hier noch fünf weitere Wehrburgen in Natangen und im Bartnerland, darunter Heilsberg und Rößel. In Folge kamen jetzt neue deutsche Siedler in die eroberten Landschaften. Auch hier wurden sogleich Kirchen gebaut.

Erstmalig in ihrer Kriegsführung sammelten sich die Stämme der Pogesanier, Ermländer, Natanger und Barten zum gemeinsamen Kampf gegen die Angreifer, um die strategisch wichtige Burg Balga, ihr Honeda, zurückzuerobern. Nur durch die Hilfe des Sachsenherzogs Otto von Braunschweig mit seinem starken Kreuzheer, wurden die angreifenden Prußen zurückgeschlagen. Dadurch kam der Orden 1240, entlang dem Frischen Haff, bis zur Samlandhalbinsel mit dem starken Prußenstamm der Samen.

Inzwischen wurde der Schwertbrüderorden, der für sich Estland und Livland unterworfen hatte, 1235 von den dortigen Heiden im Kampf geschlagen. Daher wurde er vom Papst mit dem Deutschen Orden vereint. Doch behielt der livländische Zweig des Deutschen Ordens einen eigenen Landmeister als obersten Herrn. In ihrer Not war der Deutsche Orden gezwungen, den Brüdern in Livland zu helfen. Bei diesem Versuch erlitten 1242 die schwerbewaffneten Ordensritter im Kampf gegen die Russen auf dem winterlichen Eis des Peipussees, unter ihrem Führer Alexander Newski, eine bittere Niederlage. Dabei wurde das starke Ordensheer vernichtend geschlagen: am Abend, berichten Chronisten, lagen hunderte Leichen auf dem Eis des Peipussees.

Die böse Kunde von der Niederlage des Deutschen Ordens auf dem Peipussee ging wie ein Lauffeuer schnell zu den Prußen. Ihre besiegten Teilgebiete schöpften neuen Mut und erhoben sich zum Aufstand gegen den geschwächten Orden. Hierbei fanden frühe deutsche Siedler den Tod. Nun schloß sich auch das Land Pommerellen westlich der Weichsel, mit ihrem Herzog Swantepolk, dem prußischen Aufstand an und heerte ostwärts der Weichsel im Süden des vom Orden besetzten Landes. In Pommerellen lebte am westlichen Weichselufer eine slawische Bevölkerung, die in ihrer Sprache den Kaschuben, den benachbarten Polen nahe verwandt waren. Bei diesem ersten konzentrierten Abwehrversuch der bisher unterworfenen Landschaften, gelang es den Prußen das an den Orden verlorene Land zurückzuerobern. Nur die starken Ordensburgen wie Thorn, Elbing und Balga am Haff widerstanden und blieben in Ordenshand. In Folge kam es sieben Jahre nach der Niederlage des Ordens auf dem Peipussee 1249 zum Friedensvertrag von Christburg zwischen dem Deutschen Orden und dem Teil der aufbegehrenden Prußen, die den Orden bis auf die genannten Burgen besiegt hatten. Der Vertrag verlangte die Abkehr der Prußen von ihren Göttern. Alle, die sich nicht taufen ließen, verloren ihr Besitztum und sollten aus dem Lande vertrieben werden. Tatsächlich ist auch ein beträchtlicher Teil der Prußen schon damals ins heidnische Litauen emigriert. (Das war die erste Flüchtlingswelle nach Litauen, der noch weitere während des langen Prußenkrieges folgten.) Der Vertreter des Papstes garantierte den Prußen nach der christlichen Taufe ein freies Besitz-, Erb- und Gerichtsverfahrensrecht. Doch als Bauern blieben sie den deutschen Siedlern gegenüber benachteiligt, weil sie nur 2 Haken Land (1 Haken = 10 ha und kommt vom Einschar-Hakenpflug der Prußen) erhielten, gegenüber den deutschen Siedlern mit 33 ha (3,3 Haken) Hofgröße. Auch durften die Prußen ihr Land nicht verkaufen, sondern nur vererben. Zudem waren sie zu Frondiensten, wie Kirchen- und Burgenbau und mehr verpflichtet. Dagegen zahlte die Gruppe der Freien unter den Prußen nur wenig Abgaben. Dafür waren sie zum Militärdienst verpflichtet und bildeten im Kriegsfall die leichte Reiterei des Ordensheeres. Die großen Freien hatten größere Güter und wirtschafteten als Grundherren über die Hakenbauern. Sie leisteten Ritterdienst für den Orden. Zu ihnen gehörten nicht wenige adlige Prußen, die sich zum Orden bekannt hatten, denn er verstand es, die Mächtigen im Prußenvolk durch Versprechungen, Belohnungen und Gewährung von Vorzügen für sich zu gewinnen.

Zur Sicherung des Weges nach Livland entstand 1252 die Memelburg an der Dange. Sie wurde von Livland aus erbaut und von den erzürnten Schamaiten zweimal erbittert angegriffen und bekämpft: doch widerstand sie.

Alle kriegerischen Vorstöße des Ordens zu den Samen im Samland, schon seit 1240 von Balga am Frischen Haff aus, mißlangen. Erst ein großes berittenes Ordensheer unter König Ottokar von Böhmen und Oesterreich überrannte endlich mit 60.000 Streitern (diese Zahl wird heute angezweifelt) das Samland in wenigen Tagen. In der großen Entscheidungsschlacht bei Rudau wurden die samländischen Prußen nach großem Kampf unterworfen. Hierbei ist auch ihr Hauptheiligtum Romove, der Heilige Hein, mit der uralten Eiche und den eingeschnitzten Götterbildern, verbrannt.

Der Hochmeister sicherte das eroberte Gebiet 1255 durch eine starke Burg am Pregel, die zu Ehren Ottokars fortan Königsberg genannt wurde. Sie bildete zusammen mit der Memelburg das Hauptbollwerk der Ordensherrschaft im nordöstlichen Preußenland. Die benachbarten Stämme der Nadrauer und Schalauer zwischen Pregel und Memel überfielen bald das vom Orden eroberte Samland. Im Gegenzug gingen die Ordensritter entlang dem Pregel und seinen Quellflüssen immer wieder kämpfend nach Nadrauen. Zum Schutze von Königsberg und der Pregelfahrten als wichtige Wasserstraße entstanden hier die Pregelburgen Wehlau und Tapiau.

Endlich, erst nach 30 blutigen Kriegsjahren, kam es zu dem großen Aufstand der bisher besiegten prußischen Stämme. Daraus wurde ein erbitterter und grausamer 14jähriger Krieg. Der eigentliche Anlaß zu diesem großen Prußenaufstand war die erneute schwere Niederlage der Ordensbrüder in Livland. Sie kämpften dort unglücklich gegen die litauischen Schamaiten, die ihren Verbindungsweg zwischen Preußen und Livland sperrten. In diesem Kampf, schon mit getauften Prußen in ihren Reihen, waren kurische und estnische Hilfstruppen abgefallen: und der Orden erlitt bei Durben am 13. Juli 1260 eine schwere Niederlage. Hierzu hören wir den Chronisten Peter von Dusburg: „Bisher hatte der Orden noch keine so großen Verluste erlitten. Der Tag hatte die Blüte der Ritterschaft auf lange Zeit vernichtet und den Mut der Prußen gestärkt. Die verlorene Schlacht löste einen großen Aufstand in Kurland aus, der schnell nach Preußen übergriff. Elf Jahre nach dem Christburger Vertrag war es endlich das Fanal für den schon lange von den Prußen erhofften Befreiungskrieg. Sie erwählten fünf Führer aus ihren unterjochten Gauen. Die Sarnländer Glande, die Pomesanier Auctume, die Ermländer Glappe, die Natanger Herkus Monte und die Barten Diwan. Sie stammten alle aus dem prußischen Adel und hatten als gefangene Jünglinge deutsche Schulen besucht. In einer geheimen Zusammenkunft wurde die Rettung ihres Vaterlandes vereinbart.

Am 20. September nach der Ernte ertönten landesweit die Zeichen zum Aufstand, und die prußischen Kriegshaufen begannen den Kampf gegen den verhaßten Deutschen Orden. Die prußische Kriegsführung machte jetzt Fortschritte: sie rüsteten, indem sie Waffen aus der benachbarten Rus einführten und auch selbst produzierten. lm Burgenkampf gegen den Orden übernahmen sie von diesem die Belagerungstaktik mit „Sturmtürmen" Und Rammböcken zum Zerstören von Burgmauern. Bald besaßen sie für den Burgenkampf auch einfache Kanonen, die Steine und Eisenkugeln schleuderten. Für die Wasserwege bauten sie selbst Schiffe und auch Brücken. Vor allem versuchte man Burgen auszuhungern.

Vom Ordenschronisten und Priesterbruder Peter von Dusburg erfahren wir weiter, daß die Kämpfe nach dem zweiten Prußenaufstand mit großer Erbitterung und Grausamkeit geführt wurden: daß „Raub und Brand und Mord" die übliche mittelalterliche Kriegsführung war, um die Lebensgrundlage des Feindes zu vernichten. Also Kriegführen bedeutet nach von Dusburg: „Verbrennen der Häuser und Höfe, Raub des mobilen Eigentums, Gefangennahme der Frauen und Kinder, Tötung der Männer und älteren Knaben: die Tötung von Heiden war nach dem Zeitglauben der Kreuzzüge etwas Gottgefälliges.

Auch in der Chronik des Heinrich von Lettland, der von den Kämpfen in Livland bis 1227 berichtet, wird erzählt: ,...und sie fanden alle Leute in Wierland (Livland) in den Dörfern und töteten sie, vom großen bis zum kleinen, und schonten sie nicht, soviel sie männlichen Geschlechtes fanden (d. h. alle Männer und älteren Knaben wurden erschlagen), und die Frauen und kleinen Kinder nahmen sie gefangen und Pferde und viel Vieh zusammentreibend machten sie große Beute.

Das war auch der Kriegsalltag im zweiten prußischen Aufstand. Der Krieg wogte hin und her mit wechselndem Kriegsglück für beide Seiten. Die Prußen, beseelt vom Freiheitsdrang und der Erinnerung an ihr früheres glücklicheres Leben mit dem starken Glauben an ihre Naturgötter, kämpften nun gegen die Zwingherrschaft des Deutschen Ordens. Er konnte zu der Zeit weder Hilfe des Papstes noch vom Deutschen Kaiser erwarten, denn es war die Zeit des Interregnums. Die Prußen konnten eine Reihe von Ordensburgen einschließen und erobern. Beim Kampf um Königsberg wurde der Prußenführer Herkus Monte schwer verwundet. Auch die drei Bischöfe mußten aus ihren Diözesen fliehen. Das schon christliche Kulmerland wurde durch ein prußisches Heer mit Hilfe von Sudauern verheert.

Die verlorenen Burgen wurden vom Orden nach harten Kämpfen zurückerobert. Dieser Wechselkampf zog sich über Jahre hin. Die Berichte der Chronisten darüber ähneln schon fast heutigen „Wehrmachtsberichten". Auch bei den Neubekehrten nahm die Erbitterung zu und ihr Abfall vom christlichen Glauben. Zwar gehorchten dem Orden noch einige Teile des Landes, die er mit Gewalt und Zwang beherrschte, doch beschränkte sich seine Macht fast nur noch auf seine starken Ordensburgen.

Hinzu kam, daß der Deutsche Orden im Endkampf zur Taktik der verbranten Erde griff. Er brannte reife Saaten nieder, zerstörte Dörfer und zwang die Überlebenden zur Flucht über die Landesgrenzen: zumeist nach Litauen. Der Widerstand der Prußen dauerte diesmal 14 Jahre. Wir wiederholen: doch nie ist es den Prußen gelungen, alle elf Stämme unter einer Führung zu vereinen, wie z. B. die Litauer, deren Volkskraft noch zusätzlich durch die zu ihnen geflüchteten Prußen gestärkt wurde. So fiel der Samländer Glande im Kampf um Königsberg. Diwan und Linke, von Pfeilen tödlich getroffen, vor Schönsee. Der Ermländer Glappe endete am Galgen des Ordens. Auch der prußische Hauptführer Herkus Monte erlitt ein schmähliches Schicksal. Als Sohn eines prußischen Edlen geboren, wurde er als Knabe vom Orden von der väterlichen Burg in Natangen geraubt und nach Magdeburg in ein Kloster entführt. Hier wurde er ritterlich erzogen und auch zum Ritter geschlagen. Nach seiner Freilassung als Erwachsener entschied er sich für seine gedemütigte Heimat und wurde 12 Jahre bis 1272 zum bekanntesten Heerführer der Prußen in ihrem Freiheitskampf gegen den Deutschen Orden. Nach einer blutigen Schlacht bei Braunsberg, wobei sein Kriegsheer aufgerieben wurde, hielt er sich in einer dunklen Waldung verborgen, während seine Begleiter auf Jagd waren. Sei es durch Zufall oder durch eine erhaltene Kunde, kam der Komtur von Christburg Hermann von Schönberg mit Kriegsleuten vorbei. Sie bemächtigten sich seiner, hängten ihn an einen Baum und durchbohrten seine Brust mit dem Schwert, berichtet Peter von Dusburg. Der Pruße Herkus Monte wurde zur Symbolfigur für den mißglückten Aufstand seiner prußischen Heimat gegen den Deutschen Orden Orden bis heute.

lm Jahre 1272 kam endlich wieder ein großes Kreuzfahrerheer mit 3.000 geharnischten Rittern und ihren Knappen und Söldnerknechten, dem Orden nach Preußen zu Hilfe: es war seine Errettung aus den Niederlagen. Sie eroberten das verlorene Kulmerland an der Weichsel zurück und vereinigten sich in Pomesanien mit dem Restheer des gedemütigten Ordens. Vereint zogen sie weiter nach dem Ermland und das neue Kreuzheer zog nun von Sieg zu Sieg. In diesen letzten großen Schlachten sollen nach den Chronisten an 20.000 Prußen sich sterbend für ihre Freiheit geopfert haben. Doch das Waffenglück blieb dem Ordensheer weiter treu.

In dem folgenden Jahrzehnt konnte der Orden bis 1283 die bisher noch nicht besiegten Rand- und Grenzlandschaften Nadrauen, am unteren Pregel mit seinen Quellflüssen, dann das Land an der Memel, den Gau Schalauen und schließlich auch Sudauen im Südosten des Prußenlandes erobern. Der Stamm der Schalauer im Mündungsgebiet der Memel und Grenznachbar der litauischen Schamaiten, hatten es besonders schwer, sich der Vielzahl von Kriegsreisen durch ihr Land - von beiden Seiten - zu behaupten. Ihr größtes Heiligtum lag auf dem Rambin (später Rombinus) am steilen Memelufer. Als der Orden die Schalauer besiegte, wurden neben dem Rambin auch die großen Prußenburgen Caustritten auf dem Tilsiter Schloßberg, die Burg Splitter am Memelufer und bei Ragnit die Burgen Ragnita und Paßkallwen nach blutigen Kämpfen zerstört. „Auch die Schalauer verzweifelten an ihrer alten Göttermacht und verlassen von der Teilnahme der anderen besiegten Landschaften, unterwarfen auch sie sich der Herrschaft des Ordens als dem Stärkeren. Nicht wenige von ihnen flüchteten über die Memel nach Schamaiten." (Voigt).

Und schließlich wurden auch die Sudauer, neben den Samen der volksreichste Gau, niedergeworfen. Siebenmal kämpfte ihr Fürst Skomand in 30 Jahren als Grenzland gegen die herandrängenden Polen und achtmal unterstützte er die Prußenstämme in ihrem Kampf. Als sein Land am Ende des Prußenkrieges vom Orden angegriffen wurde, war es auch hier ein Kampf um Leben oder Tod. Das einst reiche Land wurde zur Hungerwüste. Als Fürst Skomand die Ausweglosigkeit seines Kampfes erkannte, wurde er mit anderen Sudauern Christ. Doch ein Teil der Sudauer (die späteren Masuren) kämpften unter ihren Führern Skurdo und Kantegard weiter bis zur endgültigen Unterwerfung. Nach dem Prinzip der „verbrannten Erde" verheerten jetzt auch die Sudauer ihr Heimatland und setzten sich mit ihrem Führer Skurdo nach Litauen ab, was auch für die Schalauer an der Memel bestätigt ist. Seit dieser Zeit, schreibt Voigt, „herrschte in Sudauen auf lange Zeit die Stille der Wüste und des Grabes."

Mit den unterworfenen Prußen wurde nach dem großen Aufstand kein Friedensvertrag geschlossen wie 1249 in Christburg nach ihrem ersten Aufstand. Sie erhielten fortan ein minderes Recht als die deutschen Einwanderer. Als Volks- und Sprachgruppe blieben sie noch bestehen: hatten aber keine politische Zukunft mehr.

Nach seinen letzten prußischen Eroberungen bis zum Jahre 1283 begann der Deutsche Orden seinen hundertjährigen Bekehrungs- und Eroberungskrieg gegen die Litauer, als die letzten Heiden Europas. Hier stießen sie auch wieder auf die nach Litauen geflüchteten zahlreichen Prußen. Die besiegten Prußen gaben nicht nur dem Lande Preußen ihren Namen bis in die geschichtliche Gegenwart: auch lebten ihre Namen weiter als Sprachdenkmäler in Familien-, Orts-, Fluß- und Bergnamen - bis die Nationalsozialisten die prußischen Namen verdeutschten. Schließlich war auch die sprachliche ostpreußische Mundart mit ihrem breiten Dialekt von der Sprache der Prußen beeinflußt - mit zahlreichen Wörtern der Deutschen Gebrauchssprache in Ostpreußen: vor allem auf dem Lande.

Die besiegten Prußen wurden im Laufe der Zeit assimiliert. Im 16. Jahrhundert wurden noch Katechismen in prußischer Sprache gedruckt. Im 17. Jahrhundert ist ihre alte Sprache nach einem halben Jahrtausend erloschen.

Mit der Zeit ist auch die Erinnerung daran verblaßt, daß die meisten Ostpreußen nicht nur von deutschen und anderen Zuwanderern, sondern auch von den einheimischen Prußen, den Ureinwohnern Ostpreußens, abstammen. Ihr Mythos ist unauslöschlich. Erst im Jahre 1844 wurde im späten Gedenken an das prußische Erbe in Königsberg die „Altertumsgesellschaft Prussia" gegründet und damit entstand gleichzeitig das „Prussia Museum" mit zahlreichen Bodenfunden aus der geschichtlichen Frühzeit der einheimischen Prußen: die zahlreichen Sammlungen sind leider im Krieg verloren gegangen. Heute hat sich wieder die prußische Vereinigung „Tolkemita" in Dieburg des prußischen Erbes und Gedenkens angenommen.

Noch zuletzt: Die Abwesenheit geschichtlicher Erinnerung prägt unseren heutigen Zeitgeist in der Spaß- Lind Konsumgesellschaft: zur Heimatvergessenheit gehört auch ihre alte Geschichte.

Die ostpreußische Dichterin Agnes Miegel hat in ergreifender Weise in ihrem Gedicht „Herzog Samo" die seelische Not und Qual der vom Deutschen Orden überfallenen Prußen am Beispiel des samländischen Herzogs Samo mit seiner Familie dichterischen Ausdruck verliehen. Hier bewahrheitet sich das Wort: „Was bleibet aber, stiften die Dichter. (Hölderlin).

Quellen:
Text und Grafik: Ortelsburger Heimatbote 2002, Seite 91-97,
entnommen aus Tilsiter Rundbrief 2001/2002;
Bild:
Preussen-Museum NRW Minden, Wegweiser durch die Ausstellung, 1999, Seite 10

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weitere Informationen:

Die vor- und frühgeschichtliche Sammlung des PRUSSIA-MUSEUMS
im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte
(http://www.prussia-museum.de/)


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