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Le grand Factotum du roi Fréderic
Friedrich der Große schätzte Michael Gabriel Fredersdorf mehr als sein eigenes Leben
von Jürgen W. Schmidt

Für Außenstehende gab sich König Friedrich oft kühl und zynisch, doch war der Mensch Friedrich auch zu tiefer Freundschaft fähig, wenn er sich von den menschlichen Qualitäten seines Gegenüber überzeugt hatte. Ein schönes Beispiel von Männerfreundschaft, der man keinesfalls homosexuelle Züge beimengen darf, verband Friedrich mit seinem geheimen Kämmerer und persönlichen Vertrauten Michael Gabriel Fredersdorf bis zu dessen frühen Tod.

Voltaire, der eine Zeitlang am preußischen Hof lebte und die Verhältnisse genau kannte, nannte ihn mit Recht „le grand Factotum du roi Fréderic“ (die bedeutende Hilfskraft von König Friedrich). Fredersdorf war ein Gewächs der Uckermark und stammte aus der Kleinstadt Gartz an der Oder, die selbst heute nur 2.500 Einwohner zählt. In kleinen Verhältnissen, als Sohn des dortigen Stadtmusikus, kam Fredersdorf irgendwann im Sommer 1708 zur Welt. Als junger Soldat wurde er im preußischen Infanterieregiment in Frankfurt an der Oder als Militärmusiker ausgebildet und verkürzte dem damals in der Festung Küstrin einsitzenden Kronprinzen Friedrich durch sein Flötenspiel die Zeit der Gefangenschaft. Auch gehen Gerüchte, Fredersdorf habe in dieser Zeit einen heimlichen Briefverkehr zwischen Friedrich und dessen Lieblingsschwester Wilhelmine vermittelt. Kurz und gut, Kronprinz Friedrich fand großes Gefallen an dem anstelligen, höflichen, intelligenten und stets zuverlässigen, noch dazu stark musikalischen Mann.

Als für Friedrich die Zeit seiner Gefangenschaft in Küstrin endete und er als Regimentskommandeur und junger Ehemann nach Rheinsberg übersiedeln durfte, nahm er seinen Fredersdorf mit sich, um ihn als Lakai (Hausbediensteten), später sogar als seinen Kammerdiener zu verwenden. Ein aus der Gegend von Rheinsberg stammender Baron von Bielfeld schrieb bereits am 30. Oktober 1739 über den damals 31-jährigen Fredersdorf: „Der erste Kammerdiener des Kronprinzen, Herr Fredersdorf, ist ein großer und schöner Mensch, nicht ohne Geist und Feinheit, er ist höflich und zuvorkommend, geschickt und in seiner Gewandtheit überall brauchbar, auf seinen geldlichen Vorteil bedacht und zuweilen etwas großartig. Ich glaube, daß er dereinst eine große Rolle spielen wird.“

Damit irrte Baron Bielfeld nicht, denn mit dem Regierungsantritt des jungen Königs Friedrichs II. rückte Fredersdorf zu dessen „Geheimen Kammerier“ auf und blieb es bis zu seinem Tode. Ein Zeichen seiner persönlichen Gnade und Freundschaft gab der König Fredersdorf, der ihm immer mehr zum engsten persönlichen Vertrauten wurde und vor dem er kaum Geheimnisse hatte, dadurch, dass er ihm im Jahr 1740 unmittelbar nach der Thronbesteigung das Rittergut Zernickow nahe Rheinsberg schenkte. Dies ist beachtenswert, weil König Friedrich Rittergüter sehr ungern in bürgerliche Hände übergehen sah und er gleichwohl Fredersdorf nie adelte, obwohl ihm das keinerlei Mühe bereitet hätte. Um allen Gerüchten über eventuelle homosexuelle Beziehungen zwischen Friedrich und Fredersdorf die Spitze abzubrechen, sei darauf hingewiesen, dass Fredersdorf in eine sehr reiche Potsdamer Bürgerfamilie glücklich einheiratete, als er mit 45 Jahren am 30. Dezember 1753 Caroline Marie Elisabeth Daum ehelichte.

In seiner Funktion als „Geheimer Kämmerer“ war Fredersdorf in erster Linie für die „königliche Schatulle“, also für die gewinnbringende Verwaltung des Privatvermögens des Königs zuständig. Als „Mädchen für alles“ sorgte Fredersdorf daneben für die persönlichen Bedürfnisse des Königs, mochte sich dieser nun in Berlin oder Potsdam, auf Reisen oder im Krieg befinden. Er kümmerte sich um die Tabaksdosen und Flöten des Königs, sorgte dafür, dass die Schlösser und Gärten wohlausgestattet und gepflegt waren, dass Keller und Speisekammern nie leer wurden, und setzte auch die Intentionen des Königs in Kunst- und Theatersachen um. So schrieb Friedrich während des Zweiten Schlesischen Krieges aus dem böhmischen Trautenau an Fredersdorf die knappe Anweisung „… die Barbarin (die berühmte italienische Tänzerin Barbara Campanini) Kann bis zum 24. Geduldt haben, dann kann ihr Köpen (Geheimrat Köppen) das geldt tzahlen … wegen der oppera (Oper) So Gäbe ich zu Kleider vohr Sänger und Däntzer 5.000 Taler, aber die Ersten acteurs (Schauspieler) Müssen guht gkleidet werden, die Casparini in Silber und Magnifique, die Salimbeni auch …“ Streng hielt Friedrich in seiner persönlichen Schatulle auf finanzielle Ordnung und wollte beispielsweise am 18. Oktober 1745 von Fredersdorf genau wissen, wie viel in der „Stallcasse“ wegen der Abwesenheit des Königs in Schlesien erspart worden sei und wie viel Fredersdorf aus demselben Gründe „Bey der Kellerey“ abknapsen konnte und wie hoch der Bestand an Geld in der königlichen Privatschatulle derzeit wäre. Fredersdorf war zudem auch in viele geheime politische Dinge eingeweiht und leitete in Friedrichs Auftrag sehr geschickt und sehr diskret die preußische Spionage.

Da Fredersdorf oft an fiebrigen Krankheiten litt, konnte sich Friedrich immer sehr erregen, wenn der etwas abergläubische Fredersdorf in seiner Not zur Hilfe durch irgendwelche Quacksalber griff. Es zeigt allerdings den Menschen Friedrich von seiner schönsten Seite, als er Fredersdorf während eines heftigen Krankheitsanfalles mitleidig schrieb: „ich wollte Dihr So gern helffen, als ich das leben habe! und glaube gewisse, daß, wo es von Mihr dependirte (abhinge), Du gewisse gleich gesundt seindt solst.“ Diese enge Freundschaft beruhte auf Gegenseitigkeit und Theodor Fontane weiß zu berichten, dass Michael Gabriel Fredersdorf verfügte, als er sein Ende nahen sah, man möge ihm seine alte Soldatenpatronentasche aus den Küstriner Tagen auf den Sarg legen. Am 12. Januar 1758 verstarb Fredersdorf und wurde in der Zernickower Kirche beigesetzt.
 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 45/12, 10.11.2012

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